Odile Néri-Kaiser – Sie nimmt uns mit in ihre Geschichten!
(aus dem Meininger Tageblatt: Preisverleihung „Das tapfere Schneiderlein“
Sehr früh hat Odile Neri-Kaiser erfahren, wie viel Schmerz Unausgesprochenes bereiten und auch wie lang es Menschen belasten kann. Sehr früh hat sie aber auch erfahren, dass mündliches Erzählen die Kunst der Nähe und der Zuwendung ist. Und dass Fantasie und aus den Märchen entnommene gut ausgewählte Sprachbilder, Menschen tief ansprechen und auch verändern können.
Die ehemalige Linguistikstudentin hat eine Leidenschaft für Sprache als zwischenmenschliche Kommunikation entwickelt. Die ehemalige Lehrerin an Brennpunktschulen hat ihre aufmüpfigen Schüler im Herz behalten, die ihr alles beigebracht haben. Dank ihnen konnte sie später an allen möglichen Orten sowohl in Frankreich als auch in Deutschland erzählen und dabei unzählige Male bestätigt werden: die Welt braucht genau solche Menschen, die zu anderen gehen und ganz einfach Geschichten erzählen. Eine leise und bescheidene Kunst, vor allem, wenn man so erzählen möchte, dass die Geschichte in den Vordergrund rückt und zu einem gemeinsamen geheimen Garten wird, in dem alle zusammenkommen und sich einander und auch sich selbst begegnen.
Bei der Preisverleihung des 11. Thüringer Märchen- und Sagenpreis „Tapferes Schneiderlein“ am 11.05.2022 in Meinigen hat Gudrun Rathke die Laudatio als eine Freundschafts-Geschichte sehr sensibel und lebendig gesprochen: „Wie soll ich“, fragte Rathke, „die Fülle und Tiefe im Erzählen der Preisträgerin, ihr Feuer, ihre Hartnäckigkeit und Zerbrechlichkeit in Worte bringen?“
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Heute möchte ich mich rückblickend ausdrücklich bei meiner Kollegin und Komplizin Gudrun für ihr Feingefühl sowie bei Frau Gramman der Stadtbücherei Meinigen für ihr Engagement bedanken, wie auch bei der Rhön-Rennsteig Sparkasse und die Sparkassen Kultur Stiftungen Hessen-Thüringen für ihre Großzügigkeit.
Es ist schon eine Weile her aber „solange man davon erzählt, bleibt alles bestehen.“